Histrionische Persönlichkeitsstörung – Das Streben nach Drama

Die histrionische Persönlichkeitsstörung (HPS) ist eine der weniger bekannten, aber faszinierenden psychischen Störungen, die im Bereich der Persönlichkeitspsychologie untersucht werden. Diese Störung zeichnet sich durch eine intensive Suche nach Aufmerksamkeit und Dramatik aus. Menschen mit HPS fallen durch ihre ausgeprägte Emotionalität und ihr bedürfnisorientiertes Verhalten auf. Wir beleuchten die Ursachen, Symptome und Hintergründe dieser Störung und gehen darauf ein, warum das Streben nach Drama oft ein zentraler Aspekt ist.

Was ist die histrionische Persönlichkeitsstörung?

Die histrionische Persönlichkeitsstörung gehört zu den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen, zu denen auch die narzisstische, borderline- und antisoziale Persönlichkeitsstörung zählen. Menschen mit HPS zeigen ein starkes Verlangen nach Bestätigung und Aufmerksamkeit. Sie neigen dazu, ihre Emotionen übertrieben darzustellen und sich in sozialen Situationen theatralisch oder unangemessen zu verhalten, um die Aufmerksamkeit anderer zu gewinnen.

Ursachen hPS – Wieso werden Menschen zur Dramaqueen?

Die genauen Ursachen von HPS sind nicht abschließend geklärt, aber Forscher gehen davon aus, dass eine Kombination aus genetischen, biologischen und psychosozialen Faktoren eine Rolle spielt. Zu den Hauptursachen gehören:

• Genetische Veranlagung: Studien zeigen, dass Menschen mit einer familiären Vorbelastung für Persönlichkeitsstörungen ein erhöhtes Risiko haben, eine HPS zu entwickeln.
• Frühe Kindheitserfahrungen: Unaufgelöste Konflikte in der Kindheit, insbesondere Vernachlässigung oder Inkonsistenz in der Eltern-Kind-Beziehung, können die Entwicklung von HPS begünstigen. Kinder, die für Aufmerksamkeit oder Zuneigung übertrieben belohnt wurden, entwickeln möglicherweise ein verzerrtes Verständnis von Beziehungen.
• Psychosoziale Einflüsse: Kulturelle und gesellschaftliche Normen, die Extrovertiertheit und Dramatik belohnen, können die Symptome verstärken.

Symptome – histrionische Persönlichkeitsstörung

Die Symptome der HPS können variieren, doch typische Anzeichen sind:

• Starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit: Menschen mit HPS möchten ständig im Mittelpunkt stehen und sind unzufrieden, wenn dies nicht der Fall ist.
• Theatralisches Verhalten: Übertriebene Gefühlsausdrücke und dramatische Gesten.
• Beeinflussbarkeit: Sie lassen sich leicht von anderen oder von Situationen beeinflussen.
• Oberflächliche Beziehungen: Beziehungen wirken oft intensiver, als sie in Wirklichkeit sind, und basieren auf oberflächlichen Bindungen.
• Provokatives oder unangemessenes Verhalten: Oftmals zeigen sie in sozialen oder beruflichen Kontexten Verhalten, das unpassend erscheint.
• Intensive Emotionen: Diese können rasch wechseln und wirken manchmal manipulativ.

• Validierung: Drama schafft Aufmerksamkeit, und für Menschen mit HPS ist dies eine Form der Bestätigung ihrer eigenen Relevanz.
• Emotionale Stimulation: HPS-Betroffene empfinden Alltagsereignisse oft als langweilig oder uninspirierend. Dramatik bringt Intensität und Spannung in ihr Leben.
• Kontrolle: Durch die Inszenierung von Konflikten oder emotionalen Höhepunkten können sie Beziehungen kontrollieren und die Dynamik zu ihren Gunsten beeinflussen.
• Unbewältigte emotionale Konflikte: Drama kann eine Ablenkung von tiefer liegenden psychischen oder emotionalen Problemen sein.

Behandlung der histrionischen Persönlichkeitsstörung

Eine effektive Behandlung von HPS kann Betroffenen helfen, ihre Emotionen und Verhaltensmuster besser zu verstehen und zu regulieren. Zu den gängigen Ansätzen gehören:

• Psychotherapie: Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hat sich als wirksam erwiesen, um dysfunktionale Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern.
• Gruppentherapie: Dies kann helfen, gesunde soziale Interaktionen zu erlernen und zu üben.
• Medikamente: Bei Begleiterscheinungen wie Angststörungen oder Depressionen können Medikamente hilfreich sein, stehen jedoch nicht im Fokus der Behandlung.

HPS und Alkohol – Dramaqueen im Rausch

Alkoholkonsum kann die Symptome einer histrionischen Persönlichkeitsstörung erheblich beeinflussen und verschärfen. Menschen mit HPS, die zu exzessivem Alkoholkonsum neigen, können folgende Wechselwirkungen erleben:

• Verstärkung von Impulsivität und Dramatik: Alkohol hemmt die Selbstkontrolle und kann dazu führen, dass Betroffene ihre Emotionen noch intensiver und unkontrollierter ausdrücken.
• Erhöhtes Risiko für Konflikte: Unter Alkoholeinfluss können soziale Interaktionen eskalieren, was das Streben nach Aufmerksamkeit und Drama verstärken kann.
• Verstärkung von Symptomen: Alkohol kann depressive Verstimmungen oder Angstzustände verschlimmern, die häufig mit HPS einhergehen. Dies führt oft zu einem Teufelskreis von gesteigertem Konsum und intensiveren Symptomen.
• Möglicher Auslöser für HPS: Studien legen nahe, dass langfristiger exzessiver Alkoholkonsum die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen begünstigen kann, insbesondere bei Personen mit einer genetischen oder psychosozialen Disposition.

Fazit

Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe und oft missverstandene Störung. Das Streben nach Drama und Aufmerksamkeit ist nicht einfach ein Charakterzug, sondern ein Ausdruck tieferliegender emotionaler Bedürfnisse. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können Betroffene lernen, gesunde Beziehungen aufzubauen und ihre emotionale Balance zu finden.

Wenn Symptome der histrionischen Persönlichkeitsstörung (HPS) auftreten, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.